haupten. Sobald wir die Sätze aber metaphysisch verstehen, also unmittelbare Erlebnisinhalte als Bedeutung der Worte festsetzen, und darauf diese Worte doch auf Transzendentes anwenden, dann werden jene Sätze nicht bloß falsch, sondern durch den zwiefachen Widerspruch in ihnen von Grund aus unsinnig.
Metaphysik ist also unmöglich, weil sie Widersprechendes verlangt. Strebte der Metaphysiker nur nach Erleben, so wäre sein Verlangen erfüllbar, nämlich durch Dichtung und Kunst und durch das Leben selber, welche durch ihre Erregungen den Reichtum der Bewußtseinsinhalte, des Immanenten vermehren. Indem er aber durchaus das Transzendente erleben will, verwechselt er Leben und Erkennen und jagt, durch doppelten Widerspruch benebelt, leeren Schatten nach. Nur ein Tröstliches ist dabei: daß nämlich auch die metaphysischen Systeme selbst Mittel zur Bereicherung des Innenlebens sein konnen, auch sie regen ja Erlebnisse an und vermehren dadurch die Mannigfaltigkeit des Immanenten, des Gegebenen. Sie vermögen gewisse Befriedigungen zu gewähren, weil sie wirklich etwas von dem geben konnen, was der Metaphysiker sucht, nämlich Erleben. Freilich ist es nicht, wie er glaubt, ein Erlebnis des Transzendenten. Wir sehen, in welchem präzisen Sinne die oft geäußerte Meinung richtig ist, daß metaphysische Philosopheme Begriffs-Dichtungen seien: sie spielen im Kulturganzen in der Tat eine ähnliche Rolle wie die Dichtung, sie dienen der Bereicherung des Lebens, nicht der Erkenntnis. Sie sind als Kunstwerke, nicht als Wahrheiten zu werten. Die Systeme der Metaphysiker enthalten manchmal Wissenschaft, manchmal Poesie, aber sie enthalten niemals Metaphysik.