Page:Wittgenstein - Tractatus Logico-Philosophicus, 1922.djvu/156

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LOGISCH-PHILOSOPHISCHE ABHANDLUNG

5.634 Das hangt damit zusammen, dass kein Teil

unserer Erfahrung auch a priori ist.

Alles, was wir sehen, konnte auch anders sein.

Alles, was wir iiberhaupt beschreiben k6nnen, k6nnte auch anders sein.

Es gibt keine Ordnung der Dinge a priori. 5.64 Hier sieht man, dass der Solipsismus, streng

durchgefiihrt, mit dem reinen Realisnius zusam- menfallt. Das Ich des Solipsismus schrumpft zum ausdehnungslosen Punkt zusammen, und es bleibt die ihm koordinierte Realitat. 5.641 Es gibt also wirklich einen Sinn, in welchem in

der Philosophic nicht-psychologisch vom Ich die Rede sein kann.

Das Ich tritt in die Philosophic dadurch ein, dass die „Welt meine Welt ist".

Das philosophischc Ich ist nicht der Mensch, nicht der menschliche Korper, oderdic menschlichc Seelc, von der die Psychologic handelt, sondern das mctaphysische Subjekt, die Grenze — nicht ein Teil der Welt. 6 Die allgcmeine Form der Wahrheitsfunktion ist:

[P, I N (?)].

Dies ist die allgemeinc Form des Satzes.

6.001 Dies sagt nichts andcres, als dass jeder Satz ein Resultat der successiven Anwendung der Operation N' Q) auf die Elemcntarsatze ist.

6.002 Ist die allgcmeine Form gegeben, wie ein Satz gcbaut ist, so ist damit auch schon die allgcmeine Form davon gegeben, wie aus einem Satz durch cine Operation ein anderer erzcugt werden kann.

6.01 Die allgcmeine Form der Operation Q' Q) ist

also: [|;N(?)]'Q ( = [^, f, N (I)]).

Das ist die allgcmeinste Form des Uberganges von einem Satz zum anderen.

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