User:Cygnis insignis/Blakeana

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search

William Blake,

Künstle«, Dichter und religiöser Schwärmer.

I^nter allen den Gegenständen, welche den philosophischen Seelenforscher zu reizen vermögen, giebt es gewiß keinen anlockenderen, als die Vereinigung von Genie und Wahnwitz in einzelnen merkwürdigen Gemüthcrn, welche, indem sie auf der einen Seite unsere Hochachtung durch outgu zeichnete Geistesfähigkeiten erzwingen, auf der anderen durch Ansprüche auf übernatürliche Kräfte wieder unser Mitleiden erregen. Von dieser Art ist nun das ganze Geschlecht von Ver< zückten, Mystikern, Sehern von Gesichten und Träumern von Traumen, deren Verzeichniß wir einen neuen Namen, William Blake, benzufügen haben.

Dieser außerordentliche Mensch, welcher gegenwärtig in London lebt, beginnt, obgleich schon mehr als fnnfzig Jahre alt, «st jetzt aus der Dunkelheit hervorzutreten, auf «velche ihn die seltsame Richtung seiner Talente, und das Wunder: liche seines persönlichen Charakters beschränkt hatten. Wir wissen zu wenig von seiner Geschichte, um Anspruch auf eine vollständig«: Beschreibung seines Lebens zu machen, zn der wir nur aus sehr neuen Quellen Belege schöpft« tonnten. Vorläufig genüge uns, zu wissen, daß er, zu London von nicht sehr wohlhabenden Eltern geboren, früh seiner eigenen Leitung oder Mißleitung überlassen ward. Im zehnten Jahre tau» er in eine Zeichenschulc, im vierzehnten zu einem Kupferstecher, Namens Basire, der vorzüglich durch Stuarts Beschreibung von Athen, und durch West's Orestes und Pyladee betanm ist. Schon als Knabe zeichnete sich Blake durch die Sonder, barkeit seines Geschmacks aus. Leidenschaftlich siir die gothisch« Baukunst eingenommen, brachte er Tage lang damit zu^ die Denkmäler der WestminsterlAbtey abzuzeichnen. Nebenher sammelte er Kupferstiche, vorzüglich nach Raphael und Vtichel Angelo, und vergötterte Albrecht Dürer und Heemsterk.

Obgleich er nachher aus der königlichen Akademie studirte, hatte er seine Richtung doch schon einmal auf eine so eigene 2s« genommen, daß er, von seinen Mitschülern iM«, o«ll gewöhnlichen, regelmäßigen Beschäftigung entwöhnt ward. Man findet deßhalb seinen Namen nur unter sehr geringen Platten zu Kinderbüchern; indem er aber Ansichten von der Kunst hegte, die dem Geschmack der Kunstbeschützer villlg «nv gegen standen, und die neueren Moden sowohl im Zeichne» als Kupferstechen als Versündigungen an der Kun^ betrachtete, zog er nach seinem eigenen Ausdrucke vor. Neber ein »Märtyrer« seiner Religion, d. h. seiner Kunst zu wen den, als seine Talente durch eine feige Nachgiebigkeit gegen dieAusübung der Kunst, in einem verderbten Zeitalter derselben, herabzuwürdigen. Da nun außerdem seine religiösen Ucber« zeugungen ihm den Ruf eines vollendeten Tollhäuslers zuwege gebracht hatten, bleibt es kaum zu verwundern, daß, wäh< rend Kenner von Profession nichts von ihm wissen, selbst seine Gönner nicht umhin tonnen, neben ihrer Bewunderung für ihn, auch ihr Mitleiden zu äußern. In der That gelang bis jetzt erst ein Versuch, ihn bey dem größer« britischen Publikum einzuführen, durch seine Zeichnungen zu Blair's Grab, einem bey ernsten Gemüthern sehr beliebten, religiösen Gedicht, welcbes die Kunstrichter, in Betracht seiner Schönheiten und Auswüchse, gleich merkwürdig finden, und wegen des Man« gels an Geschmack und Zartheit tadeln, wahrend sie die Kraft und Erfindungsgabe des Dichters bewundern. Man trug Blake, obgleich er eigentlich Kupferstecher war, dennoch nicht den Stich ftiner eigenen Zeichnungen auf, sondern Schiavo« netti mußte dieselben aus Gründen, die wir bald hören were den, ausführen, was er auch mit großer Sauberkeit, aber mit einer solchen Benmischung von Pünktchen und Linien that, daß es den Zeichner empören mußte. Dieses Werk, welches aus zwölf Zeichnungen von Blake, einem vortrefiichen Kopse von ihm, und dem Originaltexte besteht, kostet zwey und eine halbe Guinee. Vorangehen einige Bemerkungen von Füßli, welche wir hier als ein Zeugniß für das Verdienst unsers Künstlers ein« rücken, da wir eine unmittelbare Anschauung seiner Werke nicht zu liefern vermögen. Füßli sagt, nachdem er vom sittlichen Nutzen einer Reihe so ernster Zeichnungen in einem so leichtfertigen Zeitalter als das unsrige, wo die Allegorie«« des Alterthums verbraucht und erschöpft sind, gesprochen hat, ,» der Künstler versucht, «unser Gemüth zu bewegen, indem er unsere Gefühle durch «weniger willtührliche und zweydeutige Bilder erregte, als

,, diejenigen sind, welch« Mythologie, Aberglaube und S?» „bolit der ilteren und neueren Zeit, so «eil hergeholte»«! „unzweckmäßig, uns darzubieten vermögen.« «In Velreß », der eigentlichen Ausführung der Zeichnungen,« setzt er Hinz», „verdient der Künstler, wenn er gleich nach andern Er«nd „sttzen beurtheill, und auf eine kleinere Zahl von Verchnn! „ beschränkt seyn will, gleichen Beyfall. Es erregt oft wlj«l „Staunen, öfter noch unsere Besorgniß, wenn wir ihn Mo „an der Grenze erlaubter Erfindung scherzen sehe»; allnn, „welcher Künstler möchte eine so mahlerischc Wildheit vermisse» «wollen, die wieder so oft durch Geschmack, Einfachl)«» une „Vollendung aufgewogen wird? Die Gruppen und einzelne» „Gestalten bieten, für sich allein bettachtet, abgezogen «n „ der Zusammensetzung des Ganzen und ohne Rückficht auf de» „Plan des Ganzen, oft jene wahren und unaejietteil Sul „lungen, jene anmuthige Einfalt d«, «elch« nur Natur unl „Gemüth hervorzubringen, nur ein von bevden geUiltte« „A»ge z» entdecken vermag. Jeder Künstler, er beschäftw „sich mit welchem Zweige der Kunst er wolle, stehe, auf «el< „cher Stufe der Ven>c>lllommn»nF «- wolle, vo,n Lehrliage „bis zum Meister, vom Zierrathler bis zum Ge,'chich,enmal> „ler, er wird hier immer Stoff zum Lernen, und W<ntc un.> „Ideen zur ferneren Ausbildung finden.«» Man sieht, l«j> dieses „kein Verdammen durch verstelltes Lob»« sey, denn lw zu deutlich ist der Tadel, welchen der Künstler zu befahren Hot, ausgedrückt. Die Wahrheit ist, daß von allen Zeichne!« welche je lebten, auch nicht einer die von Görhe in seine» en nützlichen „Sammler und die Seinigen«« (S. PropylZm B. 2. St. 2.) unter der Benennung von Poetisirern, Phan tomisten u. s. w. geschilderten Einseitigkeiten, so ge«u» an sich darstlllte, als unser Künstler.

Wir werden noch zu diesen Zeichnungen zurückkommen, und wollen jetzt von dem kleinen Buche reden, ans welchem wir vorzüglich diese Nachrichten geschöpft haben, und welches gewiß nns der sonderbarsten ist, die je erschienen.

Die Zeichnungen zum Grabe, wenn gleich vielleicht nur von wenigen bewundert, wurden grade von diesen laut und übermäßig gepriesen. Dlake, der durch sie bekannt wurde, beschloß nun, ohne Scheu öffentlich hervorzutreten. Er eriff« nete daher voriges Jahr eine Ausstellung seiner Freskogemanlde, und kündigte an, daß er die verlorne Kunst der FrestomaKlu rey wieder erfunden habe. Er forderte diejenigen, welche am genommen hatten, seine Werte seyen ohne Wissen und ohxe Ebem niaaß, Sudelenen eines Tollhäuslers, auf, sie jetzt genauer zu untersuchen. „Sie würden finden,« fügte er hinzu, »daß, „wenn Italien durch Naf.iel reich und groß geworden, wenn »Michel Angelo sein höchster Ruhm, wenn die K>»>st der »Stolz der Nation geworden wäre, wenn die menschliche Ge< »sellschaft aus Genie und Begeisterung hervorgegangen, auch »durch sie verbunden bliebe, daß dann sein Vaterland bey der »Auszeichnung, welche seine W«ke von denjenigen, welche es »am besten verständen, erhielten, die Ausstellung derselben »als eine der heiligsten Pflichten von ihm forderte.«

Zu gleicher Zeit gab er ein beschreibendes Verzeickniß dieser Frestogemühlde heraus, aus dem wir, da es in einem durch« gängigen Mischmasch, ohne Plan und Ordnung, von abg« rissenen Bemerkungen über Kunst und Religion besteht, und da die Besonderheiten des Verfassers am besten daraus hervor« geh«, gleiche nur lose verbundene Auszüge liefern wollen.

Zu den fixen Ideen des Verf. gehört die Heftigkeit, mit welcher er durch das ganze Buch gegen die Oelmahlerev und gegen die Künstler aus den venetianischen und niederländischen Schul,!» loizitht. Teil« Vorrede sängt mit folgenden Wort» an: „Das Auge, welches im Stande ist, Rubens und Tv „ tümS lolorit dem des Rafael und Michel Angelo «rz^ithn, „sollte bescheiden seyn, und seinem eigenen Urtheil mchllanen.« Diesi ist indcß nur noch ein leichter Tadel, und «ie er inslinen Beschreibungen fortführt, wichst seine Wuth gegen die falsch» Mahlerschulen, nnd er klagt im heiligen Eiser die verhaßt» Künstler als bist Geister, und die neuere Kunst als eine Geburt der Hülle an. Helldunkel nennt er schlechtweg »«» «höllisches Werkzeug in der Hand venetianischei uno n«oer„ landischer Teufel.« Aus dem Folgenden gehl hervor, daß diese Ausdrücke nicht bloß als rednerische Wendungen zu neh> wen sind. So nennt er Corrggio „einen weichllcken, »ei« .»bischen, und daher höchst grausamen Teufel.« Rubens »st „ein gewalutMacr, hochfahrender Teufel.« Diese Künstler sind nebst Titian und Rembrandt d« immerwährenden Gegem stünde seines Tadels, und zum Schluß sagt er: „bis wir uns „ihrer entledigen, werden wir nie Rafael und Albncht Dü„ rcr, Michel Angelo und Giulio Romano beyrommen.« Er verbirgt den Grund oiescs Vorjl/ges »»cht, und die folgende Stelle enthüll, indem sie uns die Ansicht des Künstlers ober das Mechanische stiner Kunst «össntt, eine WchvrM, 5»« nicht abgeleugnet werden kann, und die seiner ganzen tchre zum Grunde liegt. „Die große und goldene Regel der Kunst, ».wie des Lebens, ist, daß, je bestimmter, schärfer und ze» „nauer die umgrünzende Linie ist, desto vollkommener auch das „Kunstwerk, und je weniger scharf und schneidend jene, best» „größer die Gewißheit schwacher Nachahmung, Diebstahls «n» „Pfuscherey. Zu allen Zeiten wußten dieß große erfi»öer. «Prologenes und ApelleS erkannten sich an dieser Line^ Ra„ftel und Michel Angelo und Albrecht Dürer »«» durch s»

»und durch sie allein bekannt. Der Mangel an dieser b« »stimmten und begränzenden Form, beweißt den Mangel des »Künstlers an Ideen, und die durchgängige Unverschämtheit »und Anmaaßung des Diebes. Wodurch unterscheiden wir »die Eiche von der Buche, das Pferd vom Ochsen, als durch » die beglänzende Linie und durch ihre unendlich mannichfoltie »gen Biegungen und Bewegungen? Was baut denn ein »Haus und pflanzt einen Garten, als das Bestimmte und »Festgesetzte? Was unterscheidet Ehrlichkeit von Büberey, »als die har» und scharfe Linie des Richtmaaßes und der »Zuverlässigkeit in Handlungen und Gesinnungen? Nehmt »diese Linie weg, und ihr nehmt das Leben selbst, alles ist »wieder Chaos, und der Allmächtige muß wieder in demselben »die Linie vorziehn, ehe Mensch oder Thier nur doseyn ttm »nen. Redet daher nicht mehr von korreggio oder Rembrandt, »oder irgend einem jener Diebe aus Venedig und Flandern. »Sie waren nur die lahmen Nachahmer der von ihren Von »gängern ihnen vorgezogenen Linien.« Diese Stelle reicht hin, um zu erklären, warum man unserm Künstler nicht e« laubte, seine eigenen Zeichnungen zu stechen. In demselben Geiste leugnet er die Gültigkeit der neuern Unterscheidung zwi» schen einem Gemählde und einer Zeichnung. »Wenn das » Wesen eines Gemähldes im Verwischen und Verliehren derAusi »senlinie besteht, so wird Blake nie so thüncht seun, eins zu » machen. — Raphaels Freskogemählbe waren bloß mehr aus« „ geführt als seine Cartons «. Er spricht Titian, Rubens und Correggio alles Verdienst im Colorit ab, und sagt: »ihre Mäm » ner sind wie Leder und ihre Frauen wie Kreide«. In seinem Hcmptgemählde sind die nackten Gestalten fast purpurrot!). Es sind alte Britten, von denen er sagt: »Das Ueberwaaß von „Gesundheit im Fleisch, was der freuen Luft ausgesetzt, durch II. i. 8 «die Geister der Wilder und Wellen in jener »lt«n glücklichem ,»3«t genährt wm-de, kann nicht den krankhaften Ti«n» des «Titian und Rubens gleichen. Ein Mensch aus un«ei Zeil „seiner Kleidcrbürde entledigt, gleicht einem todten Leichw»«.

Wir gehen jetzt vom mechanischen Theile der Kunst zu hl findung und zum poetischen Theile, wo die Eigenheiten nnfere» Künstler« noch auffallender hervortreten, über. Sein großen Genuß besteht in der Verkörperung geistiger Wesen. So ha: «in seinem Grabe Geist und Körper zu wiederholtenmal«, ge trennt dargestellt, und beyden beu gleicher StäBe der Umrisse, auch gleicke Masse gegeben. In einer seiner besten Znchnuw gen »der Tod bei starten und bösen Menschen««, liegt der Kon per im Todeskampf körperlicher Leiden, und ein zerbrochenes Gefäß, dessen Inhalt ausfließt, deutet den Augenblick des Tode» an, während die Seele in ei« Flamme s<Hll?t, vom Kopf« küssen aufsteigt. Dies« ist zugleich eine NnHMdvny de« iüch< nams, wenn gleich in verindmer Stellung, mit dem gut genof» senen Ausdrucke des Schreckens aus de» zenster fliehend. I« andern gestochenen Zeichnungen erscheint die Seele über dem Leichnam schwebend, den sie nur ungern verlM, in andern die Wiedervereinigung beyder bey der Auferstehung u. si «,. Dies sind ungefähr seine «mstWaM Echndungen.

In seinein Verzeichnisse finden wir noch folgende Ztechlfertb gung gegen die seinem frühem Werke gemachten Einwürft. „Soll die Mahlerey bloß auf schmutzige, sterbliche und Verderb»liche Gegenstände eingeschränkt bleiben, soll sie sich nicht so gm «wie Poesie und Tonkunst zu der ihr gebührenden Höhe der Er-, «findung und begeisterter Verzückung erheben?« Darauf be ruft er sich auf die Bildsäulen der griechischen Gottheiten, «l< auf eben so viele körperliche Abbildungen geistiger Wesen. " Ein »Geist und »ine Erscheinung sind nicht wie di« neuere Philoso! [ocr errors]

»,ph«e annimmt, entweder ein nebelhaftes Gebilde oder gar „nichts, sie sind vielmehr organische mit allem bis aufs kleinste », versehene Wesen, von einer Vollkommenheit, wie sie gar kein« »sterbliche und vergängliche Natur hervorbringen kann. Wer 5sich nicht bedeutendere und schlnere Linenmente in ei»er bedem „tenderen und schineren Beleuchtung als sein sterbliches Auge ,,zu sehen vermag, denken kann, der denkt gar nicht. Der „Mahler des vorliegenden Werts behauptet daher, daß ihm „all sein Gedachtes unendlich vollkommner mW fm.er orgon« „sirt, als alles, was sein sterbliches Auge je sah, vorkomme. „ Geister sind organisirte Menschen «.

In gewissem Sinne wird jeder erfindende Künstler das nehtm liche behaupten müssen, aber zweydeutig wird es immer bleiben, in welchem Sinne unser Künstler diese Ausdrücke gebraucht. Denn in seiner eigenen Beschreibung seiner allegorischen Ge< mahlde, wie Pitt den Behemoth und Nelson den Levialhan führt, (Gemählde, welche Schreiber dieses, obgleich er sie gesehen hat, nicht zu beschreiben wagt) sagt er: diese Gemählde glichen den Vergitterungen, die man auf persischen, indischen und ägyptischen Alterthümern findet. Er setzt hinzu: „Der «Künstler, in einem Gesichte in jene alten Republiken, Mo»ar< „chlen und Patriarchate Asien« versetzt, sah die bewundern«« »»würdigen Urbilder, welche die heilige Schrift Cherubim „nennt, und welche sich an den Mauern der Tempel ausge« „ hauen und gemahlt befanden, die in den sehr gebildeten Siaa,< „ten von Aegypten, Moab, Edom, Aram, zwischen den Flüssen „ des Paradieses errichtet waren, Urbilder, welche die Griechen ,»und Hetruster im farnesischen Herkules und andern Bildsäulen „ nachahmten. Mlt Ausnahme des Torso waren sie alle am „genscheinlich Copien, denn die griechischen Musen als Töchter «der Muemosyne oder des Gedächtnisses, nicht aber der B« „geisterung oder der Erfindung, konnten unmöglich so erhaben« „Ideen einflößen«. Da diese Einbildung unsere« Künstler« vo„ seiner Gemeinschaft milder geistigen Welt, deren wie Sw«: denborg zu genießen, er zu gestehen kein Bedenken trägt, meHr als irgend etwas anders seinem Rufe geschadet hat, so füge» »ir noch eine merkwürdige Stelle aus seinem Verzeichnisse, de» Gesagten Hey.

Sein größtes und vollendetstes Werk hat dm Titel: Die alten Dritten. Es gründet sich auf eines jener seltsamen Uebe« bleibt der alten Walisischen Dichtkunst, welches Owen unter dem Namen von Triaden, folgendermaßen giebt:

In der letzten Schlacht die Arthur focht, war der Schönste einer Der wiedcilehrte, und der Stärkste ein «ndrer: mit ihnen kehrte

auch wieder Der Häßlichste, und lein andrer kehrte wieder vom blutigen Felde.

Der Schönste, Rom's Krieger bedten »« ihm und dienten. Der Stärkste, sie schmollen vor ihm und zerstoben in seiner Nahe. Der Häßlichste, sie stehen mit Geschren und Verdrehung ihrer

Glieder.

Diese dunkle Rede hat folgenden noch dunkleren kommentar zu Wege gebracht. ,, Der starte Mann stellt das Erhabene im „Menschen vor, der sckine Mann das Leidenschaftlich« imMerv „scheu, was in Edens Kriegen in das Minnlich« unoWeiblicke „getheilt erschien, der häßlichste Mann endlich die Vernunft im „ Menschen. Sie waren ursprünglich Ein Mensch, der vierfach „war; dieser war in sich selbst getheilt, und sein eigentliches „Menschseyn im Augenblicke det Zeugung vernichtet. Die G« „stall des vierten war aber wie der Sohn Gottes. Wie er „aber getheilt wurde, ist «in Gegenstand von großer Erhaben» „heit und Leidenschaftlichkeit. Der Künstler hat es, wie ihm „solches eingegeben worden, niedergeschrieben, und wird es „mit göttlicher Hülfe bekannt machen. Es ist von großem «Umfange, und enthält die alte Geschichte von Britannien «und die Welt Adams und Satans«. Das Gemäbld« stellt dieft drey Wesen im Kampfe mit den Römern begriffen vor, jedoch wollen wir lieber den Künstler selbst von seinem Werfe reden lassen. «Man hat zum Künstler gesagt, nimm das Mol ,»bell zu deinem schönen Mann vom Apollo, zu deinem starten «Mann vom Herkules, und zu deinem häßlichen Mann vom «tanzenden Faun; aber hier muß er nun für sich selbst stehen. «Er weiß daß, was er leistet, den größten Antiken nicht nach« «steht, und baß diese nicht höher stehn können, denn mensch« «liche Kraft vermag nicht, sich über das, was er und was sie «geleistet haben, zu erheben. Es ist die Gabe Gottes, es ist «Eingebung und Gesicht. Poesie, wie sie jetzt auf Erden in «den verschiedenen Ueberresten aller Dichter lebt; Musik, wie «sie in alten Lauten und Weisen webt; Mahlerey und Bild» «hauerey, wie sie sich noch im Nachlasse des Alterthums zeigen, « sind Eingebung und können nicht übertroffen werden. Sie «sind vollkommen und ewig. Milton, Shakespear, Michel «Angelo, Raphael, die schönsten Hervorbringungen alter «Bildhauerey, Mahlerey und Baukunst, gothisch, griechisch, «indisch und ägyptisch, sie sind das Aeußerste des menschlichen «Geistes. Der menschliche Geist kann nicht weiter gehn als «die Gabe Gottes, der heilige Geist«. Anderswo sagt er, dafi Adam und Noah Druiden waren, und daß er selbst ein Bewohner Edens sey.

Blake's religiöse Meynungen scheinen diejenigen eines recht« gläubigen Christen zu seyn, und dennoch kommen wieder Stel« len über alle Mythologie vor, welche hierüber einigen Zweifel ein« stoßen könnten. Diese Stellen finden sich in seiner Nachricht über sein Gemählde von Chaucer's Pilgrimmen vor, gewiß dem best: ausgeführten sein« Welle, weil er, durch seinen Vorwurf je buiben, n»cht auf eine zurückstoßende Art ausschweift» konult. Wir wünsch«, daher den Such desselben, wozu m« Unter schuf««, gesammelt hat, ausgeführt zu sehn. Er bemerkt, «Her »»Charakter beym Chaucer ist eine antike Bildsäule, das kQ „einer Gattung, nicht aber eines unvollkommnen Intl« »»duums«. Zugleich behauptet er, dieß seyen auch die ther ratlere der gnechischen Mythologie. „ Chaucer hat den alt» „Charakter des Herkules zwischen seinem Müller und PLH,^ »»venheilt. Der Pfiüger ist Herkules in seinem höchsten «ov «gen Zustande, entkleidet von seinem gespcnsterarngen Schal. ,'ten, welches der Müller ist, ein furchtbarer Kerl, wie es « deren an allen Orten und zli allen Zeiten zur Zuchrruth« der « Menschen giebt, die ganze Nachbarschaft erschreckend, 5urch „brutale Stärk« und Mmh, reich und mächtig geworden, das „Selbstgefühl der Menschen zu verhöhnen, vM«nd Menschem „freundlichteit und Wohlwollen der Hauptzug im Charakter des „Pfiügers ist. Gesichte von diesen ««igen Grundzügen od« „Charakteren des menschlichen Lebens, erscheinen den Dichtern », zu allen Zeilen. Die griechischen Gottheiten waren die allen „Chewbim Phinicien's, aber die Griechen, und nach ihnen „ die neuern versäumten d« Gönn des Pnamus zu unurwchen. „Diese Gitter sind bloße Gesichte der Attribute des Ewigen, „ oder göttliche Namen. Erst als man sie zu Gittern erhob, 5, wurden sie für di« Menschheit verderblich. Sie sollten die „Diener und nicht die Herren des Menschen oder der Gesell „ schast seyn. Sie sollten gcnilhigt werden dem Menschen zu «opfern, nicht aber der Mensch ihnen, denn getrennt ve» „Menschen oder der Menschheit, welches Jesu« der Heiland, „der Weinstock der Ewigkeit ist, sind sie Diebe, Empör« und „Verderber«. Diese Stelle könnte erklärt werben, als die Sprache eines eifrigen Monotheisten gegen die Vielgötterey, im deß da unser Verfasser anderswo den Satz aufstellt; „die Alten „thümer jeder Nation seyen so heilig als die der Juden«, so bleibt sein System dadurch wieder mehr der Gleichgültigkeit und Duldsamkeit des Heudenlhums als der wesentlichen Strenge des Christenthums verwandt.

Dieß sind die ausschweifendsten und wildesten Stellen des Buchs, welche zu der Betrachtung führen, mit der wir diesen Bericht eröffneten. Man wird indeß zugleich nicht leugnen können, daß grade in jenen Auswüchsen Streiflichter von Ver« nunft und Geist hindurchblitzen, so wie sich überhaupt im «am zen Nerzeichnisse eine Menge von Ausdrücken findet, die man «her von einem Deutschen als von einem Engländer erwartet hätte. Der protestantische Verfasser der „ Herzensergießungen eines tunstliebenben Klosterbruders <« schuf den Charakter eine« Katholiken, in dem Religion und Kunstliebe zu einem Wesen verschmolzen waren, und dieser nehmliche Charakter kam, be.< wundernswürdig genug, im protestantischen England zum Vorschein. Jedoch geHirt Blak« nicht zur bischöflichen Kirche, sondern von Geburt zu einer dissentirenden Gemeinde, obgleich wir nicht glauben, daß er sich regelmäßig zu irgend einer christt lichen Kirche halte. Er wurde eingeladen, sich an die Tw« denborgianer unter Proud anzuschließen, was er aber ausschlug, ungeachtet er eine große Meynung von Swedenborg hegt, und von ihm sagt; »die Werke dieses Sehers sind alle «der Aufmerksamkeit der Mahler und Dichter werth, sie enft „halten den Grund zu großen Dingen. D« Grund, worum „sie weniger beachtet worden sind, ist, weil fleischliche bise „Geister da« Uebergewicht erlangt haben.«« Unser Verfasser steht, wie Swedenborg, in Gemeinschaft mit den Engeln. Er erzählt« jemand, aus dessen Munde wir es haben, daß,

als er einst ein Gemahlde, welches er fiir eine Dan« «! Stande verfertigt, nach Hause getragen, und sich dabey » einem Witthshause habe ausruhen wollen, habe ihm in tnzel Gabnel auf die Schulter geklopft und gesprochen: Aale, warum weilst Du hier? Geh zu. Du sollst nicht müde «rden! Er scy darauf auch weiter gegangen, ohne zu ernmim. Eben diese« Vorrecht übernatürlicher Eingebung macht ihn lau: gegen die Stimme der Kunstlichter, denn er antwortet auf tll gegen seine Werte gemachten Einwürfe, woran es nanirlick nicht fehlen sann: ,»ich weiß, daß es ist wie es seyn muß, », denn es ist eine genaue Nachbildung dessen, was ich in rinn» «Gesichte sah, und muß daher schon seyn.«

Es ist unnithig, die Gegenstände von Blake's Hand «nf zuzahlen. Der vornehmsten haben wir schon erwähnt, und die übrigen sind entweder allegorisch < oder Werke oer Feder. Wir müssen, ehe wir aufhören von ihm als KuM« zu reden, nur noch eines seiner Werke erwähnen. Dicß ist eine äußerst merp »vürdige Ausgabe der ersten vier Bücher von Voungs Nachtgc. danken, welche im Jahre 1797 in Folio erschien, und gar nicht mehr im BuchKden zu Hasen, /ö /»,> überhaupt äußerst selten geworden ist. In dieser Ausgabe sieht der Te.rt in 0« Mille der Seite; auf den SnUn f« w« oben und unten, Radlrunge» von Blake nach seinen eigenen Zeichnungen. Sie sind von sehr ungleichem Welche: zuweilen wetteifern die Erfindungen des Künstlers mit denen des Dichters, oft sind sie aber nur ein« widersinnige Uebersetzung derselben, durch die unglückseelige, Blake eigene Idee, daß alles, was die Phantasie dem geistigen Auge vorspiegelt, auch wiederleuchtend dem körperlichen zu schmecken gegeben werden müsse. So ist Ze«"«. buchsiiblich übersetzt, und sein Gedicht in ein GcmätM verwandelt worden. So stellt z. B. der Künstler in einer Zeich« nung vor, wie der Tod Kronen mit Füßen tritt, die Sonne herablangt, u. s. w. Dennoch sind diese Radirungen oft sehr ausgezeichnet. Wir hören, daß der Herausgeber noch nicht ein Viertel der ihm vom Künstler gelieferten Zeichnungen b« kcmnt gemacht, und sich zugleich geweigert hat, die Handzeich« nungen zu verkaufen, ungeachtet ihm eine ansehnliche Summe dafür geboten wurde. [graphic][graphic]

Wir habe» jetzt unfern Künstler als Dichter einzuführen,

wobey wir zugleich einige Proben seiner Werke in diesem Zweige

der Kunst geben werden, denn er selbst hat eigentlich nichts'

bekannt gemacht. Diese athmen einen gleichen Geist, und sind

durch gleiche Eigenheiten ausgezeichnet, als seine Zeichnungen

und seine kritische Prose. Schon im Jahre 1783 ward ein

kleines Bändchen unter dem Titel: Poetische Versuche, ge<

druckt, (koetical sketclies dy W. L.) Auf dem Titel ist

lein Drucker genannt, und in der Vorrede heißt es, daß die

Gedichte zwischen dem izten und 2nstcu Jahre verfertigt wun

dm. Sie sind von sehr ungleichem Werthe. Der Versbau ist

meistentheils so lose und sorglos, daß er eine villige Unwissenheit

der Kunst verräth, wobey zugleich die meisten Stücke von em<

pirender Nohheit und sehr zurückstoßend sind. Dagegen findet

sich auf der andern Seite in einigen dramatischen Bruchstücken

wieder eine Wildheit und Grlße der Phantosie, die ein ächt

dichterisches Gefühl beglaubigen. Gegenwärtige Probe mag

zum Maaßstabe der damaligen Vollendung des Dichters dienen.

Wlietnei on läa's «n»6)° biaw, Oi in the cl!HMt»es5 ol lue ü»«t. [ocr errors][graphic]

Es giebt indesse» «in noch merkwürdigeres Bändchen G« ^dichte unsers Verfassers, welches nur noch bey Sammlern ' angetroffen wird. Es ist in Duodez, und hat den Titel: " ,»Gesänge der Unschuld und Erfahrung, die beyden entgegen! ,»gesetzten Zustände des menschlichen Gemüths erklärend, ver« „faßt und gedruckt von W. Blake.« (8onß» ok innacence »nci ok expIlience, «liewinß the two cuntl-gr^ 8t2te« «k tue nuiu^n »oul. L'Ke ^utlior anä Printer VV. Ll»Ke ) Die Buchstaben scheinen geätzt zu seyn, und der Abdruck ist in Gelb gemacht. Ru»o umher und zwischen den Zeilen finden sich alle Arten von Radirungen: zuweilen gleichen sie den unge« stalten Hieroglyphe» der Aegypter, zuweilen bilden sie wieder nicht unzierliche Arabesken. Wo sich nach dem Abdrucke noch ein leeres Plätzchen fand, ist ein Gemahlde hineingekommen. Diese Minialürgemählde sind von den lebhaftesten Farben, und oft grotesk, so daß das Buch ein äußerst seltsames Ansehen b« kommen hat. Vom Tert ist es nicht leicht, ein allgemeines Urtheil zu fällen, denn aus die Gedichte paßt jedes Lob und — jeder Tadel. Einige sind kindliche Lieder von großer Schönheit und Einfalt: dieß sind die Gesänge der Unschuld, unter denen jedoch viele äußerst kindisch sind. Die Gesänge der Erfahrung find hingegen metaphysisch« Nächst! und mystische Allegorieen. Man findet unter ihnen poetische Gemahlde von der höchsten Schönheit und Erhabenheit, und wieder dichterische Phantasieen, die bloß den Eingeweihten verständlich seyn können.

Da wir unfern Verfasser gern so bekannt als möglich mach! ten, so wollen wir von jeder Art eine Probe geben. Das Buch hat eine Einleitung, von der wir hier dl« «rste und die beyde» letzten Strophen (die vierte und fünfte) einrücken. [ocr errors]

Von diesen frohen lieblichen Liedern können wir nur «ine einzige Probe geben. Sie hat den Titel, Gründonnerstag, und beschreibt den an diesem Tag« gewöhnlichen Zug der ver: sammelten Kinder aus d«r Charit!) nach der St. Pauls Kirche. [ocr errors] [ocr errors] [ocr errors]

Der Tiger.

Tiger, Tiger, Flommenpracht, In den Waldern düstrer Nacht! Sprich, weß Gottes Aug und Hand, Dich s, furchtbar schön verband?

Stammt »om Himmel, aus der Hill'/ Dir der Augen Feuerquell? Welche Flügel trägst du kühn? Wer wagt wohl zu nah'n dem Glüh»?

Welche Starke, welche Kunst, Wob so sinnreich Herzensbrunst? Als dein Herz den Puls empfand, Welch ein Fuß? und welche Hand?

Wo« ist Hammer? Kettenllirrn? Welche Esse schmolz dein Hirn? Was ist Amboß? Welcher Held Muth in deinem Arm behält?

Au« den Sternen flog der Speer, Thronend ward der Himmel Meer: Schaut' er lächelnd d« auf dich? Der das Lamm schuf, schuf er dich? Am Rasen stand eine Capelle, Wo sonst ich pflog spielend zu zehn.

Und zu war die Thür der Capelle/ Und «Du sollst nicht" stand auf dem Thor. So lehrt' ich zum Garten der liebe. Der Blumen sonst brachte hervor.

Und ich sah ihn mit Gräbern gefüllet. Und Grabstein' wo Liebe sollt' seyn; Und Priester in Prau'r umgingen die Mau'r, Und senkten in Schmerz mein liebendes Herz.

Außer diesen Gesängen sind uns noch zwey andere Werke der Poesie und Ätahlerey «on Blake zu Gesichlc gekommen, von denen wir aber uns außer Stand« bekennen müssen, eine genü« gende Beschreibung zu geben. Es sind zwey 1794 erschienene Quartbände, gedruckt und verziert wie die Gesänge, unter dem Titel: Europa, eine Weißagung, (Nurope, 2 propkec?) und: Amerika, eine Weißagung, (H,ineric,Ä, » pro» pliec?). Dunkler sind selbst die „ Wnßagungen des Bakis« nicht. Amerika scheint zum Theil eine poetische Erzählung der Revolution zu bilden, denn es enthält die Namen mehrerer Parteuhäupter. Die Handelnden darin sind eine Art von Schutzengeln. Wir geben nur ein kurzes Probchen, von dem wir aber nicht zu entscheiden Mgen, ob es Prosa oder in Versen scyn soll.

«Nor«,

Lec,>i«e lion, their dii^lit «>,mmn« von m»? ?»l« to^"

ßolclen v^oi^I^ ^n «ncient z,»!.^«, »ic>,etvne ok inigln/ empiiie, II. I. ^ [graphic]

Auf jenem weiten Hayngebürge zwischen Amerika'« Küste» und

Albion«, Nun ausgehöhlt von dem atlantischen Meer: einst der Atlanti«

Hügeln, Weil du von ihrem Ttrahlengipfel kömmst zur Welt des Golde«, Erhebet uralt ein Pallas!, Urbild machtiger Weltreiche, Hoch sein unsterblich Haupt, erbaut in den Waldern Gottes, Durch Aristo» den König des Himmel«, für seine geftohlne Braut.

Die Dunkelheit dieser Zeilen wird man in einem solchen Gedichte, von solch einem Manne, gern übersehen.

Europa ist eine ähnliche geheimnißoolle, unverständliche Rhapsodie, welche wahrscheinlich des Verfassers politische Ansichten der Zukunft emMt, aber ganz unertlärbar ist. Sie scheint in Versen seyn zu sollen, und dieß find d« vier ersten Zeilen.

I WI HZ> in^s tuio»n ol tliicll clou^« «lonn<! IN^ Iio'nnß Ii«»ä,

Vet tke ieä IVloon

Hnä »II t^ie oveiüaivin^ «215 illin ilown ^lolilio r»»in».

Ich winde die dunkeln Wollen zu einem Bund um mein arbeite»!»

Haupt, Und schlage um meinen Leib den Mantel der wallenden Gewiss«, Dennoch regnen die rothc Sonne und der Mond Und die überfließenden Sterne fortzeugeude Qualen herab.

Diese Weißagnngen scheinen wie die Gesänge nie zur Kunde Ks größeren Publikums gekommen zu seyn.

Vo hätten wir demnach Rechenschaft von allen uns auch «ut flüchtig zu Gesicht gekommenen Werken dieses außerordenti lichen Mannes gegeben. Weitläustig genug, u« die Aufmerk« samkeit Deutschlands auf einen Mann zu ziehen, in dem alle Bestandlheile der Größe, wenn gleich in unziemlichem VerlMtt nisse vermischt, unstreitig gefunden werden. Nähere Untersw chung, als uns »ergönnt war, möchte vielleicht lehren, daß er als Künstler nie vollendete und unsterbliche, und als Dichter niemals fleckenlose Werke hervorbringen wird; aber dieß wird gewiß nicht den Antheil vermindern können, den alle Menschen, und die deutsche Nation gewiß in noch höherem Grade als selbst die englische, an der Betrachtung eines solchen Charakters nehmen müssen. Wir wollen nur an die Bemerkung eines geistreichen Schriftstellers erinnern, daß diejenigen Gesichter am anziehendsten sind, in welche die Natur etwa« Großes legte, dabey aber die Ausführung vernachlässigte; denn ein Gleiches möchte wohl vom Gemüthe gelten.

Schluß,Anmerkung.

35ey Anlegung dieser Zeitschrift war mein einziges Ziel, die Wohlgesinntesten und Verständigsten unseres Vaterlandes zu vereinigen, um durch Lehre und Rath, in verschiedenen Formen, zur Erhaltung des Eigenthümlich « Guten der Deutschen an Kraft,' Wahrheit, Wissenschaft und Religion beuzutragen.

Diese Bestrebung blieb nicht ohne Gelingen: ich hatte mich des Beistandes sehr würdiger Männer zu erfreuen, welchen ich hiermit innigst gerührt danke.

Da ich aber als Einwohner Hamburgs durch die neuesten Einverleibungen Unterthan des französischen Kaiserchums welde, so machen die dadurch eintretenden Verpflichtungen jene frühere Richtung sttzt unzuMKch,

Obwohl das Museum so eingerichtet war, wie es die Verhält« nisse des Vaterlandes, in so genauer Verbindung mit Frank reich stehend, geboten, und es demnach für die Folge in bist)« riger Art, an jedem anderen deutschen Orte, in Eassel, wi« zu Berlin, in Wien »her München, sehr gut würde erscheinen tonnen; so war dessen Richtung doch rein vaterländisch-, und kann von mir also nicht weiter besorgt werden.

Den Beschluß einiger abgebrochenen Aufsätze, und einiges andere, werde ich mir erlauben in einem Ergänzungsband« nachzuliefern.

Hamburg, am isten Januar

i8n. Friedrich Perthes. ...